von Ursula Wihler
Es war einmal vor langer langer Zeit, da sass eine Seele auf der Wolke und schaute hinunter auf die Erde. Dort wollte sie hin und einmal etwas bewirken. Sie hatte endlos Zeit, denn Zeit gab es auf der Wolke nicht. Während sie so sass und das viele Treiben der Menschen auf der Erde sah, festigte sich langsam in ihr der Wunsch dieses mal ganz frei und kreativ etwas Neues und Innovatives auf der Erde bewirken zu wollen, etwas das vielen Menschen helfen würde gesund zu werden. Und was sie dann herausgefunden hätte, das wollte sie gerne anderen Menschen mitteilen indem sie über ihr Wissen Bücher schreiben würde und Vorträge halten würde. Von Zeit zu Zeit beriet sich die Seele mit ihrem Schutzengel und anderen Helfern auf welchem Bühnenhintergrund sie am effektivsten ihren Wunsch umsetzen könnte. Die Seele entschied sich für die Liebe und Emotionen als Herausforderungen und optimale Wachstumschancen. Je grösser die Hindernisse auf dem Weg wären, desto grösser auch bei Überwindung derselben, die Möglichkeiten der Umsetzung des Seelentraumes. Liebe und Emotionen sollten mehr und mehr gelebt werden: indem die Seele allzeit zu sich spürte, sich klar wurde, wie sie sich gerade fühlte und indem sie klar und deutlich ihre Bedürfnisse äussern konnte und um das bitten würde, was sie benötigte. Mit den Emotionen im Fluss zu sein, das hiesse wie ein leise plätschernder Bergbach damit zu sein, ohne zu lange einzufrieren und dann in einem Schwall alles loszulassen, sondern gleichmässig allezeit verbunden mit dem innersten Seelenwunsch und den Gefühlen. Ob die Seele es schaffen würde, nicht in emotionalen Verstrickungen stecken zu bleiben, sondern sich ganz ihrem Ziele zuzuwenden?
Die Seele wählte sich die Generation aus, die am Ende des zweiten Weltkrieges geboren wurde. Entbehrungen waren allgegenwärtig. Bloss nicht auffallen, dann könnte einen die SS oder sonst wer mitnehmen, solche Gedanken bestimmten ihre frühe Jugend.
Schon als Kind hatte diese Seele sich ein kreatives innovatives Betätigungsfeld gewählt: Sie gestaltete mit Leidenschaft ein eigenes Gartenbeet. Der Wunsch wuchs etwas Gestalterisches auch als Beruf zu wählen und sie wollte Innenarchitektin werden. Die Schule war erzlangweilig für unsere kleine Seele, die Lehrer nach dem Krieg waren oft zusammengesucht und nur begrenzt fähig, den Stoff interessant zu vermitteln. Geld war keines da für eine höhere Schulbildung. Ihre älteren Schwestern hatten eine Bürolaufbahn begonnen und auch sie folgte den Fussspuren der Grösseren. Schon früh lernte sie in ihrer Familie, dass es besser wäre Widerspruch hinunterzuschlucken. Ihre Mutter versuchte Streit immer zu schlichten, indem man „es gut sein liess“ und beide Augen zudrückte.
Innovativ war die Seele in der Liebe, sie hatte eine Bekanntschaft mit einem Griechen, dem sie in sein fernes Land folgte. Doch die Realität in der Fremde mit allzu unkonservativen Verhältnissen, war doch zuviel Chaos. Die Seele merkte, dass sie dort als Frau kaum etwas zu sagen hätte und sich nur sehr schwerlich werde verwirklichen können. So kehrte sie zurück. Im Traum hatte sie weiter Kontakt zu ihren Schutzengel und Helfern. Sie entschied ihre innovativen gestalterischen Fähigkeiten in der Heilkunst zu kanalisieren. Obwohl die geistige Seite sagte, dass hätte aber so auch seinen Preis bei nichtsachgerechter Anwendung, wollte sich die Seele in diesem Metier mit Begeisterung vertiefen. Leider vergass die Seele im Tagesbewusstsein so vieles von den nächtlichen Gesprächen mit dem Schutzengel. Bald kam die Heirat mit einem hilfsbedürftigen Mann, der sich als unfähig empfand. Diesen baute sie auf und unterstützte ihn, so dass er sehr erfolgreich in seinem Geschäft wurde. Sie war pflichtbewusst und sehr korrekt in den weltlichen Dingen. Sie hasste Unordnung und Sammelwut, die ihrem persöhnlichem kreativen Sinn im Wege standen, was zu Auseinandersetzungen mit dem Ehemann führte.
Unsere Seele konzentrierte sich auf den Garten als kreatives Betätigungsfeld. Die Engel legten ihr zunehmend Steine in den Weg des Gärtnerns, damit sie sich nach außen wenden würde und kreativ heilen täte, statt die Kreativität nur im eigenen Garten zu vergraben. Das waren entsprechend des himmlischen Planes natürlich gefühlsgeladene Auseinandersetzungen mit dem Ehemann und der Schwiegermutter. Jetzt war sie bereits am Randbereich der Preisseite bei nichtsachgerechter Anwendung der Heilungsfähigkeiten, denn diese Seele blieb im familiären Sumpf stecken, statt ihre Begabungen in der Öffentlichkeit anzuwenden. Und die Preisseite dieser Begabung waren Auseinandersetzungen in der Partnerschaft. Entsprechend zog auch die Seite der emotionalen Verstrickungen immer mehr an. Körperliche Beschwerden kamen. Nach 30 Jahren des nicht ausleben -Könnens der Kreativität kam die Scheidung. Weitere 10 Jahre Scheidungskampf hielten sie davon ab, sich dem Heilen zuzuwenden. Dann kamen alle weiteren Entschuldigungen: sie sei zu alt, man müsse erst selber heil werden, bevor man heilen könne….
Die Engel rauften sich die engelhaften Locken. Alle „Wenn und Abers“ schob die Seele vor, um ja nicht die eigene Grösse anzuerkennen und das zu tun, was ihr grösster Seelenwunsch gewesen war. Immer das Gleiche sagten sich die Engel: Es sind so viele Seelen mit so wundervollen Fähigkeiten und heeren Zielen auf dem Weg zur Erde und dann sind sie unten auf der Erde und vergessen alles und sträuben sich auch noch das zu werden, was sie sich eigentlich sehnlichst wünschen. Es ist schier nicht zum Zuschauen sagten sie sich. Und diese Seelen zäumen auch noch das Pferd von hinten auf: Unsere besagte Seele meint, alles im Leben müsse zuerst im Lot sein, damit sie es sich erlauben könnte ihren Seelenwunsch umzusetzen, dabei funktioniert es anders herum; das heisst, je mehr diese Seele ihren Herzenswunsch umsetzt, desto mehr kommt alles drum herum wie von selbst ins Lot. Und welch ein Gefühl abends nach einem erfüllten Tag schlafen zu gehen, an dem die Seele durch ihr Tun glücklich wurde.
Aber der persönliche Sumpf dieser Seele wurde grösser. Die Kreativität bekam keinen Spielraum mehr. Der Fernseher ersetzte zunehmend die nötigen Kontakte mit Mitmenschen. Immer mehr Unzufriedenheit und Stagnation machten sich breit, die Unordnung und das Sammeln wuchs. Die Seele hielt es für edel, ja niemanden um Hilfe zu bitten. Die Engel hielten sich die Augen zu – es war doch Sinn und Zweck, Bedürfnisse zu spüren und seine Emotionen in Interaktion mit anderen Menschen auszuleben. Was sollten die Engel dieser Seele noch in den Weg legen, damit sie endlich die Kurve kriegen würde und die ihr geschenkten Fähigkeiten zum Nutzen anderer Menschen einsetzen würde? Es warten so viele Menschen auf den Rat und die Hilfe dieser Seele.
Es bilden sich aus der Seelenabsicht Resonanzwellen, die Spuren auf den Fingerbeeren hinterlassen, wie von den Wellen am Strand. Das geschieht im Mutterleib, so dass das ungeborene Kind bereits voll ausgeprägte Fingerabdrücke im 5. Monat bekommt. In ihnen spiegelt sich die Lebensabsicht, die Lebensschule oder auch der Bühnenhintergrund sowie die Lebenslektion. Eine Handanalyse mag ein Schritt sein, um der Seelenabsicht wieder ein Stück näher zu kommen.